¿Angeworben – Angekommen?

¿Angeworben – Angekommen?

Am 6. November wurde in der Alten Schule in Großauheim die Ausstellung „¿Angeworben-Angekommen?“ feierlich eröffnet. Das Kooperationsprojekt zwischen dem Museum Großauheim und der Lindenauschule wird bis Ende 2023 im Museum Großauheim zu sehen sein. Über drei Jahre interviewten Schülerinnen und Schüler der Lindenauschule ehemalige sog. „Gastarbeiter“ bezüglich ihrer Erfahrungen, die sie seit ihrer Ankunft in Großauheim und Umgebung gesammelt haben.

Nach der Begrüßungsrede durch den Ortsvorsteher Reiner Dunkel und den Grußworten der Stadtverordnetenvorsteherin Beate Funck, die den Beteiligten für ihre Arbeit dankten und die Bedeutung des Projektes herausstellten, äußerte sich das Kuratorenteam, Dr. Victoria Asschenfeldt, Wolfgang Hombach und Sebastian Saliger zur Entstehungsgeschichte, Intention sowie Ausgestaltung des Projektes, das über einen Zeitraum von drei Jahren realisiert wurde und auch in der Corona-Pause (digital) fortgeführt wurde. Frau Dr. Asschenfeldt betonte, dass es sich explizit um eine Ausstellung zum Mitmachen handele, an der jeder seine eigenen Erfahrungen zum Thema Migration einfließen lassen könne und verwies auf die „Erinnerungshefte“, die für alle Besucherinnen und Besucher der Ausstellung zur Verfügung gestellt werden und mit Inhalt gefüllt werden sollen. „Helfen Sie mit, die Geschichte der Stadt Hanau an diesem Punkt weiterzuschreiben“, so Asschenfeldt. Anschließend äußerte sich der Lehrer des Projektes, Sebastian Saliger, zum Wahlpflichtkurs, in dessen Rahmen die Interviews mit den Arbeitsmigranten geführt wurden. Dieser Kurs habe die Möglichkeit geboten, sich sehr ausführlich einem Thema der Lokalgeschichte zu widmen, zu welchem darüber hinaus viele Schülerinnen und Schüler des Kurses auch einen persönlichen Bezug hatten, da sie aus Familien mit Zuwanderungsgeschichte stammen. Anschließend kamen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Projektes selbst zu Wort, um ihre Erfahrungen zu schildern: Die Schülerin Emily Riebel beeindruckte, mit welcher Begeisterung die Menschen über ihre Erinnerungen gesprochen haben. „Ich hatte den Eindruck, dass die Menschen froh waren, ihre Erfahrungen zu teilen“.  Pehchan Kapoor fand ebenfalls bewundernswert, „wie offen die Interviewpartner an die Sache herangegangen sind“. Über das Projekt habe sie auch ihre Nachbarin kennengelernt, „was privat nie passiert wäre“, so die Schülerin. Isak Saqi fand besonders bemerkenswert, wie unterschiedlich die Lebenswege der Gastarbeiter verliefen.

Wolfgang Hombach betonte, dass die Gastarbeiter in der Öffentlichkeit zu jener Zeit fast unsichtbar blieben und zitierte Zeitungsartikel aus der Lokalpresse, in denen Gastarbeiter in den 60er Jahren, wenn überhaupt, dann fast ausschließlich negativ dargestellt wurden. Das Programm der Volkshochschule widmete sich damals darüber hinaus zahlreichen landeskundlichen Themen – Spanien oder Italien seien hingegen keine Erwähnung wert gewesen. „Dieses Projekt möchte sie nun endlich sichtbar machen und ihnen eine Stimme verleihen,“ betonte er.

Anschließend übergab er das Wort den ehemaligen „Gastarbeitern“ und ihren Angehörigen, die, wie sie betonten, längst in Deutschland heimisch geworden seien. Nicole Capote, Tochter ehemaliger „Gastarbeiter“ betreibt heute das spanische Restaurant „El rincón“ in Großauheim und möchte, wie sie betonte, die Tradition ihrer Eltern, die in den 60er Jahren nach Großauheim kamen, fortführen. Ebenso sprach Toni García, der in Tanger (damals Spanisch-Marokko) geboren wurde und zu den Spaniern gehörte, die den Spanischen Verein in Großauheim gründeten – den ersten seiner Art in Deutschland. Ebenso berichteten Guiseppa Porcellini und Vincenzo Del Ponte, langjähriger Vorsitzender des Ausländerbeirats Hanau, von ihren Erfahrungen in der BRD. Guiseppa Porcellini betonte, dass man gar nichts mehr in Italien besitze und Deutschland längst zur neuen Heimat geworden sei.

Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von David Hoffmann (Klavier und Gitarre) und Uli Zahn (Geige). Sie spielten Stücke von Niccolò Paganini und Enrique Granados.

Die partizipative Ausstellung ist bis Ende 2023 samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Führungen für Gruppen und Schulklassen können über die Internetseite der städtischen Museen museen-hanau.de gebucht werden.

Sebastian Saliger

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen