Schülerinnen und Schüler der Lindenauschule diskutieren im Hanauer Kulturforum mit Katrin Himmler

Schülerinnen und Schüler der Lindenauschule diskutieren im Hanauer Kulturforum mit Katrin Himmler

Im Mai kamen die Zwölftklässlerinnen und -klässler aus dem Grundkurs Geschichte und dem Leistungskurs Politikwissenschaft der Großauheimer Lindenauschule in Begleitung ihrer Lehrer Sebastian Saliger und Manu Seidel im Kulturforum in Hanau zusammen, um die Autorin und Politikwissenschaftlerin Katrin Himmler zu treffen. Frau Himmler hielt dort zunächst einen Vortrag zum Thema Neue Rechte, auf den eine Diskussionsrunde mit den Lindenauern folgte. Die Veranstaltung fand im Rahmen der Ausstellung „Leben im Krieg. Perspektiven auf Hanau im 2. Weltkrieg“ statt.

Katrin Himmler, die heute in Berlin lebt, ist die Großnichte Heinrich Himmlers, der als ehemaliger Reichsführer der SS, Chef der deutschen Polizei und ab 1943 Reichsinnenminister eine der wichtigsten Personen für die Durchführung des Holocaust war und innerhalb des NS-Staates eine Machtfülle besaß, die von keinem Reichsminister übertroffen wurde. Sie selbst hatte zur Familiengeschichte und zum Umgang mit Heinrich Himmler recherchiert und dazu mehrere Bücher (u.a. Himmler privat: Briefe eines Massenmörders) veröffentlicht.

Nach der Begrüßung durch Katharina Völk von den Städtischen Museen referierte Frau Himmler zunächst über das Thema Neue Rechte. So stellte sie detailliert einzelne Gruppierungen (darunter Denkfabriken, Parteien, Online-Plattformen) vor, die auf den ersten Blick zwar eigenständig erscheinen, aber dennoch auf vielfältige Weise miteinander verbunden seien. Auch sprach Frau Himmler über geheime Codes der rechten Szene, die auf eine radikale Gesinnung hindeuten würden, aber strafrechtlich nur schwer zu verfolgen seien. In diesem Zusammenhang verwies sie auf Zahlenkombinationen, die in Verbindung zu Namen ehemaliger Nationalsozialisten stünden. Anschließend ging Frau Himmler auch auf die eigene Familiengeschichte ein: So sei Heinrich Himmler nicht nur ihr Großonkel, sondern auch der Taufpate ihres Vaters gewesen. Ebenso berichtete sie, dass eine der beiden Töchter Heinrich Himmlers, Gudrun Burwitz, Zeit ihres Lebens überzeugte Nationalsozialistin blieb und für die sog. „Stille Hilfe“, eine Hilfsorganisation für ehemalige Nationalsozialisten, tätig war.

Die Schülerinnen und Schüler der Lindenauschule hatten zahlreiche Fragen mitgebracht, sodass sich im Anschluss an den Vortrag eine sehr lebendige Diskussion entwickelte. So wollten die Lernenden wissen, ob allein die Familiengeschichte der Grund gewesen sei, weshalb sich die Autorin mit dem Thema Neue Rechte beschäftige und wie die eigene Familie reagiert habe, als sie begann Nachforschungen über Heinrich Himmler anzustellen und ihre Erkenntnisse einer größeren Öffentlichkeit zu präsentieren. Frau Himmler sprach in diesem Zusammenhang den Moment an, der sie dazu veranlasst habe, sich mit der Person Heinrich Himmler intensiver zu beschäftigen: Im Geschichtsunterricht sei der Holocaust und die Person Heinrich Himmler besprochen worden. Einer ihrer Mitschüler habe plötzlich geäußert, dass seine Mitschülerin in der Klasse den gleichen Nachnamen trage und sie daraufhin gefragt, ob sie mit ihm verwandt sei. Die Lehrerin habe daraufhin schnell das Thema gewechselt. Frau Himmler versteht heute die Reaktion ihrer Lehrerin und ist sich sicher, dass die Pädagogin sie damit schützen wollte.

Im weiteren Verlauf der Diskussion wurden sehr aktuelle Fälle diskutiert, wie z.B. rechtsextreme Chatgruppen in Hessens Polizei und in der Bundeswehr. Auf die Frage, wie man rechte Netzwerke zerschlagen könne, betonte Frau Himmler, dass man sich nicht sicher sein könne, dass Verbote rechtextremer Vereine oder Parteien immer effektiv seien, da sie in einem anderen Gewand wieder in Erscheinung treten können. Jedoch könne jeder selbst aktiv werden: Wichtig sei es, lauter zu sein als die Rechten. Auch in der Schule könne dies geschehen: So sei die Lindenauschule Teil des Schulnetzwerkes Schule gegen Rassismus und damit bereits in diesem Bereich engagiert, so Himmler. Am Ende der Veranstaltung dankten Frau Himmler und Frau Völk den Schülerinnen und Schülern für ihre vielen interessanten Fragen und die spannende Diskussion.

Die Lindenauschule bedankt sich herzlich bei Frau Himmler dafür, dass sie sich Zeit für die Lernenden genommen hat. Ebenso gilt der Dank den Städtischen Museen Hanau und Frau Katharina Völk für die Organisation dieser sehr gelungen Veranstaltung, die bei den Schülerinnen und Schülern auf eine sehr positive Resonanz stieß.

Sebastian Saliger

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