Die Lindenauschule hatte im Frühjahr 2023 die Gelegenheit, an einem internationalen Umweltprojekt teilzunehmen: der wissenschaftlichen Begleitung der Auswilderung zweier Przewalski-Wildpferde in die Mongolei. In Kooperation mit dem Umweltzentrum der Stadt Hanau führten unsere Schülerinnen und Schüler umfassende Untersuchungen durch, um die Lebensbedingungen des Standorts Campo Pond in Hanau mit denen der Steppe der Mongolei zu vergleichen. Dabei arbeiteten wir eng mit mongolischen Schülerinnen und Schülern zusammen, die parallel Feldforschungen in ihrer Heimat durchführten.
Wissenschaftlicher Austausch über Ländergrenzen hinweg
Ein zentrales Ziel des Projekts war es, herauszufinden, wie gut sich die in Hanau aufgewachsenen Przewalski-Wildpferde an ihre ursprüngliche Heimat anpassen können. Dafür untersuchten unsere Schülerinnen und Schüler das Biotop von Campo Pond sowie die dortige Biozönose, insbesondere in Bezug auf die Pflanzenwelt. Gleichzeitig führten mongolische Schülerinnen und Schüler in ihrer heimischen Steppe ähnliche Erhebungen durch. Ein Höhepunkt des Projekts war die gemeinsame Zoom-Konferenz, in der die deutschen Schülerinnen und Schüler ihre Ergebnisse auf Englisch präsentierten, während die Lernenden aus der Mongolei ihre Erkenntnisse auf Deutsch vortrugen. Dieser Austausch stärkte nicht nur die wissenschaftlichen Kompetenzen, sondern förderte auch das interkulturelle Verständnis. Besonders erfreulich war, dass einige der Teilnehmenden über Snapchat in Kontakt blieben, sodass das Projekt weit über die offiziellen Untersuchungen hinauswirkte.
Unterschiede zwischen Campo Pond und der mongolischen Steppe
Unsere Untersuchungen zeigten klimatische Unterschiede zwischen den beiden Standorten. Während die mongolische Steppe von einem Klima geprägt ist, mit heißen Sommern von bis zu 40 °C und sehr kalten Wintern bis -40 °C, weist Campo Pond in Hanau ein milderes, gemäßigtes Klima auf. Hier fallen die Winter selten unter -10 °C, und die Sommer überschreiten in der Regel nicht 30 °C, wenngleich auch die Auswirkungen des Klimawandels hier spürbar sind, sodass es auch hier immer häufiger zu Höchsttemperaturen von bis zu 40 °C kommen kann. Zudem erhält die mongolische Steppe deutlich weniger Niederschlag – nur etwa 100 bis 400 mm pro Jahr, während Campo Pond mit 822 mm im Jahr 2023 wesentlich feuchter ist. Dies führt dazu, dass die Böden in der Mongolei oft extrem trocken sind, während sie in Hanau zwar ebenfalls nährstoffarm, aber durch höhere Feuchtigkeit etwas ertragreicher sind.
Auch die Pflanzenwelt unterscheidet sich deutlich. Die mongolische Steppe wird hauptsächlich von Grasarten wie Federgras und Schwingel dominiert, die sich an die extremen Bedingungen angepasst haben. Höhere Pflanzen oder gar Bäume gibt es kaum, da der geringe Niederschlag ihr Wachstum verhindert. In Campo Pond hingegen finden sich neben Gräsern auch vielfältige Kräuter, darunter Thymian, Schafgarbe, Fingerkraut und die Taube Trespe, die an die nährstoffarmen, oft trockenen Böden angepasst sind.
Ein erfolgreiches Projekt mit nachhaltiger Wirkung
Unsere Untersuchungsergebnisse haben verdeutlicht, dass sich die beiden Lebensräume unterscheiden, insbesondere in Bezug auf Klima und Vegetation. Während die Steppe der Mongolei von einem Klima mit hohen Temperaturschwankungen und sehr geringen Niederschlägen geprägt ist, bietet Campo Pond in Hanau ein milderes, aber nährstoffarmes Umfeld mit höherer Feuchtigkeit. Diese Erkenntnisse tragen dazu bei, den Anpassungsprozess der Przewalski-Wildpferde an ihre ursprüngliche Heimat besser zu verstehen.
Neben den wissenschaftlichen Erkenntnissen war dieses Projekt für unsere Schule eine wertvolle Gelegenheit, interkulturellen Austausch und biologische Fachmethoden, v.a. in Bezug auf die Erhebung abiotischer Faktoren und der Bestimmung von Pflanzen, zu fördern. Die persönlichen Kontakte, die zwischen den Jugendlichen entstanden sind, zeigen, dass Natur- und Artenschutz Menschen aus verschiedenen Kulturen verbinden kann – ein Aspekt, der über die wissenschaftliche Arbeit hinaus von großer Bedeutung ist. Wir sind stolz, dass wir als Lindenauschule Teil dieses besonderen Projekts sein durften, und hoffen, dass wir auch in Zukunft weitere Umweltprojekte in Zusammenarbeit mit unseren Kooperationspartnern durchführen können.